@Jaimee: Ich glaube die Frage ging nur an diejenigen, die auch wahlberechtigt sind, also EU-Bürger ab 18.
Doch, mir tut das schon weh, am Sonntag ins Wahllokal zu müssen, denn ich bin bereits für 07:30 Uhr geladen und soll dann stundenlang den Beisitzer machen. Eigentlich wäre ich viel lieber zu der Familienfeier nach Loxstedt (bei Bremerhaven) gefahren, denn mein Neffe hat Konfirmation und groß eingeladen. Absagen konnte man aber leider nur aus wichtigem nachweisbaren Grund wie eigener Arbeitsverpflichtung.
Aber joah, solche partiellen Schmerzen sind es mir natürlich trotzdem wert, dass ich in einem Land und zu einer Zeit lebe, in der ich selbstbestimmt ein Wahlrecht ausüben kann und auch das sichere Gefühl habe, dass bei der Auswertung alles mit rechten Dingen zugeht.
Ich finde aber nicht, dass Wählen eine moralische Pflicht ist. Wer seine Entscheidung lieber anderen überlässt, sollte das auch tun dürfen, ohne schief angesehen zu werden. Und es ist faktisch einfach FALSCH, dass eine nicht abgegebene Stimme eine Stimme für Rechts ist oder den Rechten "geschenkt" wird. Wahlarithmetisch sowieso (eine nicht abgegebene bzw. ungültige Stimme nützt allen anderen Parteien gleichermaßen, die man ansonsten nicht gewählt hätte), und statistisch auch nicht: Bei den Wahlen in der jüngeren Vergangenheit, bei denen insbesondere die AfD hohe Stimmenzuwächse hatte, gab es jeweils eine deutlich erhöhte Wahlbeteiligung (die AfD wurde vor allem von ehemaligen Nichtwählern gewählt).
Dabei würde auch ich mir dennoch sehr wünschen, dass ihr am Sonntag die Parteien wählen geht, die sich ernsthaft um eine Verbesserung Europas bemühen.
Das Europaparlament und auch die von ihm gebildeten Ausschüsse haben meiner Meinung nach schon ganz brauchbare Arbeit geleistet in der Vergangenheit. Stärkung von Verbraucherschutz (gerade bei Nahrungsmitteln), Binnenmarkt und Freihandelsabkommen (bei CETA hat es geklappt), günstiger Mobilfunk europaweit.
Es würde sehr weh tun, wenn nach der Wahl die Rechtspopulisten gestärkt werden, die in Europa erfahrungsgemäß kaum Konstruktives vollbringen sondern nur mit Schlagworten und Beschimpfungen um sich werfen.
So leid es mir für den sympathischen Herrn Weber auch tut... CDU und SPD sind diesmal für mich klar außerhalb meiner Wahlentscheidung... die haben es beim Thema Digitalisierung wiederholt völlig verkackt. Die Krönung im negativen Sinne war es ja, dass sie kürzlich diese unsägliche Urheberrechtsreform trotz massiver Unzulänglichkeiten noch durchs Parlament gebracht haben.
Die Grünen sehe ich gespalten... die haben zwar bei Bürgerrechten und Umweltschutz die richtigen Themen, aber aus meiner Sicht oft unpassende Strategien... und beim Thema Migration aus Nicht-EU-Staaten oder beim Thema Umverteilung sehe ich da eine grundfalsche Einschätzung.
Ich werde wie schon 2014 die FDP wählen. Die Liberalen stehen für ein bundesstaatliches Europa, bei denen die EU vor allem über Fragen entscheidet, die das Außenverhältnis zu Drittstaaten betreffen oder halt allgemein einen konkreten Mehrwert bilden (wie gesagt, das hat ja bei gesunden Nahrungsmitteln und etwa Mobilfunk gut geklappt). Die Strategie, dass die Klimaschutzziele über Emmissonshandel erreicht werden können, finde ich zumindest teilweise schlüssig (trotzdem gehört natürlich verantwortliches Handeln jedes einzelnen dazu!). Arbeits- und Sozialpolitik sollen laut FDP-Programm dagegen lieber in der Verantwortung der Nationalstaaten bleiben. Gefällt mir auch... ich habe keine Lust, mit meinen Steuergeldern marode Staatshaushalte in Südeuropa zu finanzieren (wie es etwa die Konzepte der Linksparteien mittelbar vorsehen).
Die Mentalität der Völker in Europa ist nunmal - historisch gewachsen - unterschiedlich, deswegen kann es da auch unterschiedliche Lösungsansätze geben. Es reicht aus meiner Sicht, wenn es nur bei wirklich übergreifenden Fragen (wie z.B. Klimaschutz) Regeln/Absprachen gibt, an die sich dann aber auch alle zu halten haben.