Soo, dann hat gestern der Zaubereiminister wohl mal wieder in einen Auftritt in Downing Street 10 gehabt, man sieht es der guten Theresa ja an der Mimik schon an, wenn man genau drauf achtet.
Ansonsten sehe ich es anders als ihr alle drei.
Erstens kann ich mir nicht vorstellen, dass es das Ende der EU einleiten könnte, nur weil gut die Hälfte der UK-Wähler für den Brexit gestimmt haben. Im Gegenteil ist eher zu beobachten, dass die andere Hälfte - und auch die Mehrheit der Bürger in den verbliebenen EU-Staaten nun erst recht verdeutlicht bekommen, was sie eigentlich an der EU haben. In Deutschland etwa soll die Zustimmung zur EU deutlich zugenommen haben seit dem Brexit.
Firebolts Enschätzung, dass die britische Regierung über Jahre hinweg immer der EU die Schuld zugeschoben hat für diverse Missstände, teile ich. Allerdings finde ich nicht, dass die EU zu wenig in eigener Sache wirbt. Denn ich will eigentlich keine Werbung und große Reden, sondern ich möchte, dass Politik mit Taten überzeugt.
So schwierig es mit diesen Verhandlungen, bei denen alle 28 zustimmen müssen, auch ist, aber die Gründungsverträge der EU bedeuten ja in erster Linie Arbeitnehmer- und Warenfreizügigkeit. Und in zweiter Linie dann die Vereinheitlichung von Verbraucher- und Industriestandards. Das hat viele Arbeitsplätze, Wohlstand und nicht zuletzt jahrelangen Frieden gebracht.
Es ist mir immer noch unbegreiflich, wie man solche Errungenschaften leichtfertig aufs Spiel setzen kann. Über die Währungsunion kann man ja streiten, die finde ich im Prinzip auch sinnvoll, hat aber so wie sie ist schlimme Konstruktionsmängel (siehe jahrelange Schuldenpolitik der südeuropäischen Länder, allen voran Griechenland).
Aus deutscher Sicht denke ich, dass die Briten auf jeden Fall sehr fehlen werden. Die britische Denk- und Lebensweise ist mir jedenfalls sehr viel näher als z.B. Ungarn, Kroaten oder Portugiesen.
Die Briten werden jetzt vermutlich versuchen, in den Austrittsverhandlungen irgendwie Zugang zum europäischen Binnenmarkt zu behalten (wobei wir da echt aufpassen müssen dass das jetzt kein Rosinenpicken wird) und zudem eigene Handelsabkommen mit den USA zu schließen. Und letzteres vielleicht sogar mit besseren Chancen als in der EU. Denn Europa kriegt das nämlich offenkundig nicht mehr hin mit dem TTIP-Abschluss. Da gibt es hierzulande nämlich zu viele Grüne und andere Linke, die dagegen schießen, dass man hier zum Ergebnis kommt, und zudem meigt sich Obamas Amtszeit ja auch dem Ende zu. Unter Trump und auch unter Hillary können wir uns Freihandel mit den USA vermutlich erstmal abschminken.